Natürlicher, fairer und effizienter – So wird Dein Campingplatz für Gäste zum nachhaltigen Erlebnis
Camping, Gesellschaft, Management, Nachhaltigkeit, Umwelt No Response
Irgendwie hatte ich es mir einfacher vorgestellt. Ein Artikel über Nachhaltigkeit und seine Umsetzung sollte für mich ja kein Problem sein. Immerhin beschäftige ich mich ja schon seit 20 Jahren mit Nachhaltigkeit. Logisch, dass ich auch zu Hause sehr auf Nachhaltigkeit achte. Beim Schreiben wurde mir dann aber mehr und mehr bewusst, dass es mir hier nicht nur um bereits bekannte Maßnahmen geht. Die lassen sich überall nachlesen. Mein Ziel ist es hingegen, zu zeigen, welche Schritte für eine sinnvolle Umsetzung notwendig sind. Von Anfang an.
Also nochmal Gedanken sortieren und überlegen. Wie bin ich das alles denn angegangen? Wie hat sich mein Verständnis von Nachhaltigkeit eigentlich entwickelt? War es nur ein Lebensgefühl, das ich haben wollte oder war da mehr? Und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich mir über bestimmte Puzzleteile noch nicht so viele Gedanken gemacht habe. Welche Überlegungen standen bei mir vor der Umsetzung? Und so begann für mich eine Reise in die Vergangenheit.
Ich versuche, nachhaltig zu leben. Irgendwie schon immer, auch wenn ich das früher nicht so genannt habe. Da war es einfach ein Gefühl von Freiheit, das ich haben wollte. Draußen sein, aktiv die Welt erkunden, erleben, begreifen. Camping war dabei für mich also nicht nur die kostengünstige Variante eines Urlaubs. Das ist heute nicht anders. Nur ist diese Einstellung heute zum Trend geworden: Über 40% der Urlauber wollen inzwischen Ihren Aufenthalt am Urlaubsort nachhaltig gestalten. In diesem Zusammenhang ist also die Frage, wie Campingplatzbetreiber diesem Trend begegnen können. Wie wird ein Campingplatz für den Gast zum nachhaltigen Erlebnis?
Selbstcheck für mehr Nachhaltigkeit
Bei meinen Überlegungen, das Thema Nachhaltigkeit konkret anzugehen, lag irgendwann folgende Skizze vor mir auf dem Tisch:

In zwei Schritten zur Nachhaltigkeit
Klar, es geht auch hier darum Umwelt, Wirtschaft und soziale Aspekte in betriebliche Prozesse einzubinden. Zusätzlich ist hier aber eine Idee entstanden. Eine Idee davon, wie Nachhaltigkeit grundsätzlich entwickelt und in zwei Schritten umgesetzt werden kann:
- Orientierung: Im ersten Schritt ist Nachhaltigkeit eine Sache der Unternehmensführung. Es geht dabei um Kernfragen des Unternehmens. Welchen Sinn und Zweck hat das Unternehmen? Wie soll das Unternehmen agieren, um dem gerecht zu werden? Und wie soll das alles dann nach außen getragen werden? Eigentlich klassische Marketingfragen.
- Umsetzung: Im zweiten Schritt geht es darum, aktiv zu werden. Was genau soll getan werden? Die Unternehmensaktivitäten habe ich dazu in 9 verschiedene Handlungsfelder eingeteilt.
Worum es mir dabei geht? Nachhaltigkeit ist individuell. Es gibt keine Schablone, die für jeden Betrieb passt. Genau deshalb muss jeder vorab klären, was genau Nachhaltigkeit für sich und seinen Betrieb bedeutet. Und erst dann kann es darum gehen, welche Maßnahmen umgesetzt werden können. Nachhaltigkeit hat somit für mich in jeder Hinsicht auch damit zu tun, den Campingplatz am Ende zu einem einzigartigen und nachhaltigen Erlebnis zu machen.
Grundsätzlich gibt es keine Regeln dafür, wie genau ein Betrieb nachhaltig wird. Es gibt zwar viele verschiedene Wege, die sehr detailliert sind, aber dementsprechend auch viel zu kompliziert. Deshalb war ich auf der Suche nach einer möglichst einfachen Methode, die aus den folgenden Bestandteilen besteht und im Grunde auf dem Double-Loop-Learning von Agyris und Schön, sowie dem vollständigen Lernkreis von Dewey basiert:
1. Denken
Wie gut ist die Risikoanalyse innerhalb des Betriebs? Gibt es ein Leitbild zu Nachhaltigkeit? Sind Ziele und die Schritte zur Umsetzung den Anforderungen entsprechend formuliert?
2. Skizzieren
In welchem Umfang und mit welchem Einsatz sollen die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden? Wie neugierig und lernfähig seid Ihr?
3. Entwickeln
Wie gut werden die Ziele und Themen überprüft, erfasst und bewertet? Gibt es eine Dokumentation?
4. Integrieren
Besteht Weiterbildungsbedarf zum Thema Nachhaltigkeit? Können alle Betroffenen (intern und extern) mitreden? Wie ist der Umgang mit Informationen und Anregungen?
Damit sollten dann die eigenen Annahmen, Werte und Themen klar sein. Und die sind dann Voraussetzung für die Abläufe bei der Umsetzung:
1. Planen
Sind die Ziele umsetzbar? Wie genau? Welche Prozesse sind notwendig?
2. Handeln
Jetzt kann es losgehen! Ob umweltfreundliche Reinigungsmitteln, Wasseraufbereitung, mehr regionale Lebensmittel, nachhaltiges Energiemanagement, barrierefreie Gestaltung der Anlagen oder Angebote wie Erlebnispfade oder Seminare zu verschiedenen Themen bleibt ganz Euch, Eurer Planung und Euren Zielen überlassen. Als Basis für die Umsetzung empfehlen wir die folgenden Themen und Handlungsfelder:
Umwelt: Klima/ Energie, Grundlagen, biologische Vielfalt
Wirtschaft: Wertschöpfung, Fairness, Qualität
Soziales: Verantwortung, Gesundheit, kulturelle/ soziale Vielfalt
3. Prüfen
Stimmen die Ergebnisse unserer Maßnahmen mit der Planung überein?
4. Anpassen
Weitere Umsetzung und evtl. Korrektur von Abweichungen
Hier ist dazu noch mal ein nettes Worksheet für Euch, das Ihr bequem als Selbstcheck ausfüllen könnt:
[Download nicht gefunden.]
Der Test bietet eine Orientierung, welche Bereiche aktiv zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Natürlich soll er aber auch helfen, das eigene Engagement zu prüfen und weitere Handlungspotenziale zu aktivieren.
Effizienz steigern, Image pflegen, Ressourcen schonen
Was mich beim Thema Nachhaltigkeit besonders bewegt? Es schafft Möglichkeiten. Nicht nur im Sinne von Umweltgedanken oder sozialen Aspekten. Es schafft vor allem auch wirtschaftlichen Spielraum. Achtet ein Unternehmen auf Energieeffizienz, spart es Kosten. Schafft ein Unternehmen nachhaltige Angebote und Dienstleistungen, kann es den Umsatz steigern. Gleichzeitig haben solche Angebote aber auch längere Lebenszyklen und eignen sich daher viel eher dazu, die Wertschöpfung des Unternehmens zu verbessern.
Bei meinen Überlegungen steht aber auch ein anderer Aspekt im Mittelpunkt: Die Kommunikation. Glaubhafte Kommunikation mit Partnern, Gästen und Mitarbeitern gelingt einfach besser, wenn vorher ein klares Leitbild vorhanden ist. Genau deshalb war es mir so wichtig, die individuellen Voraussetzungen, die persönlichen Werte und die auf den Betrieb zugeschnittene Themen klar zu formulieren. Nachhaltigkeit ist kein blinder Aktionismus. Es bedeutet vor allem, die örtlichen Gegebenheiten optimal auszunutzen. Wobei oft noch irgendwo Potenzial schlummert, das brach liegt. Erst dann gelingt auch die Unternehmenskommunikation so, dass nach innen und außen dasselbe Bild vermittelt werden kann. Überlegungen zu Nachhaltigkeit und klare Zielsetzungen unterstützen somit Ihre Netzwerkarbeit, Beratung und Qualifizierung – und verbessern vor allem Ihr Marketing.
Die Welt von morgen soll lebenswert sein. Der ökologische Fußabdruck eines Deutschen liegt bei 11 Tonnen CO₂-Äquivalenten. Der für Klima und Erde noch verträgliche Wert liegt jedoch bei 2,5 Tonnen CO₂-Äquivalenten. Der bewusste Umgang mit unserer Natur, besseres Energiemanagement, Recycling und andere Maßnahmen sind daher längst keine nice-to-haves mehr. Inzwischen dringt die Erkenntnis durch, dass für ein Mehr an Nachhaltigkeit intelligente Lösungen notwendig sind. Klar, ein Campingurlaub belastet das Klima schon so weit weniger als Reisen mit Hotelübernachtung. Auch wenn der Trend gerade zum Glamping geht – einer Wortschöpfung aus Glamour und Camping – bleibt die Übernachtung auf dem Campingplatz nachhaltiger. Es gibt allerdings eine Menge Möglichkeiten die Bilanz auf dem Campingplatz weiter zu verbessern. Clever eingesetzt, führen solche Maßnahmen nicht zu Verzicht, sondern zu persönlichem, gesellschaftlichem und ökologischem Gewinn. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Urlaub auf dem Campingplatz den ökologischen Fußabdruck alleine retten wird. Das ist auch gar nicht das Ziel. Campingurlaub kann dazu allerdings einen Beitrag leisten. Es genügt ja schon, die Attraktivität von Campingurlaub weiter zu erhöhen. Und das Beste ist: Nachhaltigkeit kann auch dabei helfen.
Euer Team von Camping-Strom
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